Zum 55. Todestag des Team-Gründers

Bruce McLaren – Mehr als ein Rennfahrer

Es gibt Menschen, die sind grösser als ihr eigenes Leben. Bruce McLaren war mehr als ein mutiger Rennfahrer: Er war ein brillanter Ingenieur und visionärer Teamchef. Obwohl Bruce McLaren am 2. Juni 1970 in Goodwood bei einer Testfahrt starb, existiert sein Formel-1-Team bis heute.

Veröffentlicht am 01.06.2025

"Bruce could drive, build, and improve a car like no one else”, sagte sein Formel-1-Teamkollege Denis Hulme über Bruce McLaren. Der 1937 geborene Neuseeländer konnte also nicht nur ein Rennauto bauen und fahren, sondern auch verbessern wie kein anderer. Diese Dreifaltigkeit ist eine Tugend, die es heute nicht mehr gibt. 

Schwieriger Start ins Leben

Schon als kleiner Junge war der Lieblingsspielplatz von Bruce McLaren die Werkstatt seines Vaters, der wie seine Brüder auch Motorradrennen fuhr. Das Racing-Gen hat er also bereits in die Wiege gelegt bekommen. Leider auch die Kinderkrankheit Morbus Perthes, die ihn zwang, zwei Jahre lang Beingestelle zu tragen. Während sich andere Teenager für Mopeds, Musik und Mädels interessierten, restaurierte Bruce McLaren im Alter von 14 Jahren einen Austin 7 Ulster und begann damit Bergrennen zu fahren. Auch wenn er durch die Kinderkrankheit einen verzögerten Start ins Leben hatte, machte Bruce McLaren diesen Rückstand hinterm Steuer wett. Noch keinen Führerschein in der Tasche, wurde der australische Formel-1-Fahrer Jack Brabham auf das Talent aufmerksam. 

Cooper-Werksteam

1958 nahm Jack Brabham den jungen Neuseeländer ins Cooper-Werksteam auf, zunächst für die Formel 2. Dort fuhr er allen um die Ohren, so dass er bereits 1959 in der Formel 1 debütierte. Und gewann. Schon im ersten Jahr als F1-Pilot gewann er den Grossen Preis der USA. Er war mit 22 Jahren der bis dahin jüngste Grand-Prix-Sieger der Geschichte. Doch lange hielt es Bruce McLaren nicht in den vorgegebenen Strukturen eines erfolgreichen Formel-1-Teams, das mit Jack Brabham in dieser Zeit zweimal Weltmeister wurde. 

Bruce McLaren Motor Racing Ltd.

Während er noch für Cooper fuhr, entwickelte Bruce McLaren bereits einen eigenen Test-Rennwagen und gründete 1963 sein eigenes Rennteam: Bruce McLaren Motor Racing Ltd. Erst jetzt konnte der Neuseeländer alle seine Talente ausspielen. Mit technischem Scharfsinn und einem feinen Gespür für Fahrzeugentwicklung etablierte sich das Team in verschiedenen Rennserien, insbesondere in der nordamerikanischen CanAm-Serie, die McLaren in den späten 60er-Jahren dominierte. Auch in der Formel 1 errang das Team mit dem McLaren M2B, dem ersten Formel-1-Rennwagen, erste Achtungserfolge. Der McLaren M2B erreichte in seiner ersten Saison immerhin drei WM-Punkte. 

Hulme als zweiter Fahrer 

1968 überredete Bruce McLaren seinen Landsmann Denis Hulme, der bis dahin bei Brabham unter Vertrag stand, dem innovativen Racing-Team eine Chance zu geben. Mit Hulme als zweiten Fahrer lief es in den folgenden Jahren immer besser für das Team. Sie beendeten die F-1-Saison 1968 auf den Plätzen 3 (Hulme) und 5 (McLaren) in der Fahrerweltmeisterschaft und wurden in der Konstrukteurs-WM Zweiter hinter dem Lotus-Team. 1969 wurde Bruce McLaren Dritter in der Fahrerweltmeisterschaft. Für 1970 galt der Neuseeländer sogar als WM-Favorit. Doch zum Weltmeister-Titel sollte es nicht kommen. 

Eines der ältesten Teams 

Am 2. Juni 1970 kam Bruce McLaren bei einem Testlauf mit einem CanAm-Prototyp auf dem Goodwood Circuit in England ums Leben. Der Schock des Teams war gross. Was nun? Der Mitbesitzer Teddy Mayer übernahm und führte zusammen mit der Witwe von Bruce McLaren das McLaren Racing Team weiter, bevor der Stab 1981 an Ron Dennis weitergereicht wurde, der als Teamchef bis 2009 im Amt war. Bis heute hat das McLaren Team fast tausend Formel-1-Rennen absolviert und ist hinter der Scuderia Ferrari nicht nur das älteste, sondern auch das erfolgreichste Team der Formel-1-Geschichte.

Philosophie prägt Teamkultur

Bruce McLaren hinterliess mehr als Siege – er hinterliess eine Philosophie: “Etwas gut zu machen ist so lohnenswert, dass es nicht töricht sein kann, dabei zu sterben, wenn man versucht, es noch besser zu machen.” Seine Vision prägt den Motorsport bis heute. Oder wie Ron Dennis einst sagte: “Bruce legte den Grundstein für eine Teamkultur, die Innovation, Integrität und Entschlossenheit schätzt – Ideale, die McLaren bis heute prägen.“

Text: Jürg Zentner 

Bilder: Mclaren Racing

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