

Der Tag, an dem das Auto modern wurde
Am 22. November 1900 rollte in Cannstatt ein Wagen aus der Werkstatt, der alles veränderte: der Mercedes 35 PS. Keine motorisierte Kutsche mehr, sondern das erste echte Automobil.
Angefangen hat alles damit, dass ein gewisser Emil Jellinek, ein österreichisch-ungarischer Geschäftsmann, und Vater einer kleinen Tochter namens Mercédès genug von unberechenbaren, gefährlichen Autos hatte.

Nach dem tödlichen Unfall seines Fahrers beim Bergrennen Nizza–La Turbie verlangte er von Wilhelm Maybach ein neues Fahrzeug – stark, sicher, schnell. Der Chefingenieur der Daimler-Motoren-Gesellschaft nahm die Herausforderung an. Heraus kam ein Auto, das die Welt verändern sollte: der Mercedes 35 PS.
Technische Revolution

Schon die Eckdaten klangen nach Revolution: Vier Zylinder, 5,9 Liter Hubraum, 25,7 kW (35 PS) Leistung bei 950 U/min. Das reichte damals, um jede Konkurrenz vom Platz zu fegen. Doch Leistung war nur die halbe Abmachung. Entscheidend waren der tiefe Schwerpunkt, der lange Radstand und die breite Spur. Der Mercedes 35 PS war keine selbstfahrende Kutsche mehr, sondern das erste moderne Auto. Das Getriebe mit Fusskupplung und die schräg stehende Lenksäule machten das Auto erstmals beherrschbar. Damit war das Automobil nicht länger ein verrücktes Wagnis, sondern hatte eine Zukunft als Fortbewegungsmittel.

Eine technische Meisterleistung war auch der Bienenwabenkühler von Maybach – damals ein revolutionäres Kühlsystem, heute ein Designelement, das jeder Mercedes trägt. Der neue GLC etwa interpretiert diese ikonische Form mit modernen LED-Strukturen neu – als leuchtendes Symbol für 125 Jahre Ingenieurskunst.
Ruhm und Rennen

Nach mehreren Wochen ausgiebiger Tests und technischen Feinabstimmungen wurde der erste Mercedes der Geschichte am 22. Dezember 1900 an Emil Jellinek nach Nizza geliefert. Im Frühling 1901 zeigte der Mercedes 35 PS dann, was er konnte: Bei der Woche von Nizza dominierte der Mercedes 35 PS die Wettbewerbe und siegte unter anderem beim Rennen Nizza–Salon–Nizza über 392 Kilometer sowie beim Bergrennen Nizza–La Turbie. Die Konkurrenz schien stillzustehen und begriff, dass die automobile Zukunft vier Räder und einen Stern hat – auch wenn dieser erst 26 Jahre später offiziell über der Marke aufging.

Bilder: Mercedes-Benz


