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Es ist Rennen – und keiner sitzt drin

Sechs Autos, null Fahrer: In Abu Dhabi startet das wohl seltsamste Motorsport-Spektakel der Welt. Beim A2RL-Finale treten KI-Rennwagen gegeneinander an – und ein Ex-Formel-1-Pilot gegen die Maschine.

Veröffentlicht am 17.11.2025

Stell dir vor, es ist Rennen – und keiner sitzt drin. Abu Dhabi, Yas Marina Circuit. Es duftet nach Gummi und Benzin, aber auch stark nach Zukunft. Denn an diesem Wochenende sitzt in keinem der Autos ein Mensch, beim Autonomous Racing League Grand Final (A2RL) messen sich sechs vollautonome Rennwagen im direkten Duell. Keine Fahrhilfe vom Renningenieur, kein Gejammer über abbauende Pneu, kein Geheule am Funk über andere Piloten. Beim autonomen Rennen zählen nur Algorithmen, Sensoren und Kalman-Filter. Willkommen in der neuen Realität des Motorsports?!

Elf Teams aus aller Welt traten über 18 Monate hinweg an, um sich für das Finale zu qualifizieren. Jetzt stehen sie fest: TUM, Unimore, Kinetiz, TII Racing, PoliMOVE und Constructor. Ein fröhlicher Mix aus internationalen Forschungsprojekten, die zeigen wollen, dass KI inzwischen nicht nur Schach, sondern auch Schikanen durchfahren kann. Auf dem Spiel steht ein Preisgeld von 2,25 Millionen Dollar, fast das was Herr Hamilton pro Rennen in Rechnung stellt. Als Favorit gelten mal wieder die Bayern aus München. Das Münchner Team TUM, amtierender Champion, und die Italiener von Unimore, die als erste jemals schneller waren als ein menschlicher Fahrer.
Apropos Mensch: Ein bisschen Nostalgie erlaubt man sich dann doch. Ex-Formel-1-Pilot Daniil Kvyat (a.k.a. «the Torpedo») tritt in einem separaten Showlauf gegen den TUM-Boliden an. «Human vs. AI» nennt sich das Spektakel.

Mensch gegen Maschine?!

Für alle Interessierte gibt es eine Fan Zone mit humanoiden Robotern, VR-Rennen, Supercar-Parade und Schülern, die Mini-Autos von AWS DeepRacer steuern. Eine Mischung aus Volksfest, Studi-Kampus und Versuchslabor in einem.
Denn die Frage drängt sich auf: Wenn das Auto irgendwann besser fährt als wir – was machen wir dann noch an der Strecke? Bejubeln wir dann den Gewinner für seine Software?
Vielleicht, aber am Yas Marina Bay werden sechs KI-Boliden im 20-Runden-Rennen über die Strecke donnern. Die Menge an echten Racing-Emotionen scheint bei uns direkt proportional zur Zahl der Menschen zu sein, die im Fahrzeug sitzen. Wenn nicht der Fahrer im Auto das Risiko trägt, sondern der Entwickler aus dem Home-Office, sehen wir die Rennserie nicht mehr als eine Randerscheinung.


Bilder: A2RL

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