Fahrbericht Land Rover Defender Octa

Mission Octa Royale

Sand, Eis, Wasser, Geröll – und natürlich Landstrassen, Innenstädte, Autobahnen: kein Terrain, auf dem James Bond noch keine Bösewichte gejagt hat. Oft war 007 jedoch untermotorisiert. Bis jetzt. Denn mit dem neuen Defender Octa hat Land Rover das ultimative Agentenauto gebaut.

Veröffentlicht am 30.12.2025

Schnell auf der Strasse, souverän im Gelände: Schon 2021 qualifizierte sich der Defender V8 X in «No Time to Die» als Dienstwagen von James Bond – der Octa ist sein legitimer Nachfolger. Doch der neue Defender Octa ist mehr als nur ein Upgrade – er wirkt, als käme er direkt aus Qs Gadget-Labor, wo er 14 000 zusätzliche Tests absolvieren musste.

So könnte eine Szene im fiktiven Bond-Streifen Mission Octa Royale aussehen:

Q: «007, ich habe Ihren Defender etwas modifiziert. Ich nenne ihn ‹Octa› – nach der härtesten und reinsten Form eines Diamanten: dem Oktaeder. Der Octa verfügt über adaptive Offroadhydraulik, 635 Pferdestärken, einen Martini-Halter und eine Funktion, die sich ‹Octa-Mode› nennt.»
Bond: «Ich nehme an, dass er dann explodiert?»
Q: «Nur wenn Sie beim Tanken rauchen. Er wird Ihnen gefallen: Der Octa schluckt fast so viel wie Sie – bis zu 19 Liter auf 100 Kilometer.»
Bond: «Klingt, als hätte er alles, was ich brauche.»

Mission Asphalt

Unter der Haube arbeitet ein gemeinsam mit BMW entwickelter 4,4-Liter-Twin-Turbo-V8. 635 PS Leistung, 750 Nm Drehmoment – mehr Power, als die meisten Sportwagen bieten. Drückt man den Abzug, schiesst der Octa in vier Sekunden von null auf 100 km/h. Dabei scheint es fast so, als würde der schiffscontainergrosse Octa die Physik überlisten.

Auf der Mission Asphalt, bei gemütlicher Autobahnfahrt, fällt sofort auf: Der Octa wirkt erstaunlich souverän. Trotz seiner stattlichen Höhe und Breite bleibt die Karosserie gelassen, das Fahrwerk arbeitet harmonisch, die Lenkung spricht direkt an. Die hydraulisch verbundenen Dämpfer halten den Koloss selbst in Kurven sauber in der Waage. Windgeräusche? Keine Spur – anders als beim Mercedes-AMG G63.

Aber wer erwartet, dass sich dieser 2,6-Tonnen-Brocken auf Berg- und Talfahrten wie ein leichtfüssiger Tänzer verhält, den müssen wir enttäuschen. Gewicht, Grösse, Breite – das merkt man. Es ist, als würde man ein Nilpferd über den Julierpass reiten.

Quantum of Traction

Das wahre Terrain für den Octa ist das Gelände – ideal also für den Einsatz als Geheimagentenauto. Wie man weiss, wohnen Bond-Bösewichte gern an sehr abgelegenen Orten. Nun sind sie auch dort nicht mehr sicher.

Im Gelände kann sich der Octa dank der wegfallenden Stabilisatoren freier bewegen. Sein Böschungswinkel liegt vorne bei rund 40,2 Grad, hinten bei 42,8 Grad. Die Bodenfreiheit beträgt beeindruckende 323 Millimeter. Durch das Luftfahrwerk und grössere Reifen ist der Octa 28 Millimeter höher und durch die breitere Spur 68 Millimeter breiter als der normale Defender.

Auf Schotter, Geröll und Sandpisten zeigt die «6D Dynamics»-Hydraulik-Aufhängung, was sie kann. Sie hebt den Wagen bei Bedarf kurzzeitig an und sorgt für noch mehr Bodenfreiheit. Der Octa greift zu und bleibt gelassen. Selbst auf losem Untergrund beschleunigt er mit der Attitüde eines Kampfpanzers. Die Insassen werden zwar durchgeschüttelt, aber nicht gerührt.

Die Front wurde neu gestaltet und auf Offroadtauglichkeit getrimmt, das Heck trägt eine kürzere Vierrohr-Auspuffanlage. Hinzu kommen bronzefarbene Abschleppösen, Unterfahrschutz aus Spezialaluminium und eine insgesamt robustere Anmutung.

Was fehlt? Der Soundtrack. Der V8 bleibt erstaunlich leise. Praktisch für Agenten – aber enttäuschend für alle, die beim Start ein bisschen Drama erwarten.

The Sand is Not Enough

Der Octa hat keine Angst vor nassen Füssen. Er pflügt durch Flüsse, Bäche und überflutete Strassen, ohne sich zu «erkälten». Der Ansaugstutzen ist so platziert, dass der Motor weiter atmet, selbst wenn der Fahrer längst Badehosen braucht. Offiziell gibt Land Rover eine Wattiefe von bis zu einem Meter an. Das Wade-Sensing-System zeigt an, wie tief das Wasser steht – damit man nicht untergeht.

Die Systeme sind so konstruiert, dass sie auch bei extremen Temperaturen funktionieren. Land Rover hat den Octa einem massgeschneiderten Entwicklungsprogramm unterzogen – über 13 960 zusätzliche Tests inklusive. Das klingt fast nach der Ausbildung für angehende Geheimagenten.

For Your Eyes Only

Trotz seiner Performance-Ambitionen bleibt das Interieurdesign des Standard-Defender weitgehend erhalten. Einige Kritiker hätten sich bei diesem Preis etwas mehr Luxus gewünscht. Doch die Sportsitze bieten ausgezeichneten Seitenhalt, die Materialien wirken hochwertig – kein übertriebener Pomp, kein Bling-Bling.

James Bonds übliche Verteidigungsgadgets oder Waffen sucht man vergeblich. Doch das Auto selbst ist die Waffe. Kurz gesagt: Der Octa ist His Majesty’s Defender.

Licence to Thrill

Am Ende bleibt der Defender Octa ein Auto, das sich anfühlt, als hätte Q persönlich die Bedienungsanleitung geschrieben: ein bisschen verrückt, extrem kompetent und mit einer Ernsthaftigkeit gebaut, die man im Alltag kaum ausreizt – aber im Hinterkopf immer mithat. Und das Beste? Man muss kein Geheimagent sein, um ihn zu fahren. 

Fazit

Egal welches Gefährt der nächste Bond-Bösewicht unterm Hintern hat: Der Defender Octa holt ihn ein. Das Terrain spielt keine Rolle – Asphalt, Geröll oder Eis, der Octa ist der Herrscher über jedes Gelände. Es sei denn, der nächste James Bond fährt im nächsten Streifen gar kein Auto mehr, sondern nur noch Lastenvelo.

Text: Jürg Zentner

Bilder: Land Rover

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